zurück zur TITELSEITE   

DRUCKANSICHT

www.eislingen-online.de

 

Seniorenausflug zum UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn

Weitere Bilder von Diakon Hilsenbeck eingetroffen

04.8.2010 - Barbara Nürk

 

Der alljährliche Seniorenausflug der Christuskirchengemeinde führte Ende Juli nach Maulbronn. Diakon Hilsenbeck freute sich über die zahlreichen Teilnehmer/innen aus Nord und Süd. Über das Neckartal, Stuttgart und Vaihingen wurde das Ausflugsziel bei strahlendem Himmel erreicht, wo wir zunächst das Klostercafe Schlegel aufsuchten. Die vielen herrlichen Kuchen und Torten der Konditormeisterin machten den Eislingern die Wahl schwer!
Während unseres genüsslichen Cafe-Aufenthaltes hatte sich der Himmel bewölkt, sodass wir auf dem kurzen Weg zum Kloster schließlich doch die Regenschirme brauchten. Bis zum Beginn der Klosterführung konnten sich die Seniorinnen und Senioren im Klosterhof umsehen. Viele waren schon lange nicht mehr hier gewesen und staunten über die schön renovierten Gebäude.

An einem Modell, das die weitläufige Klosteranlage zeigte, gab die Klosterführerin sach-kundige Erläuterungen zur wechselvollen Geschichte des Klosters: Gegründet 1138 von den Zisterziensern, einem Ableger der Benediktiner, lebten im Kloster zeitweise etwa 100 Mönche, dazu ca. 300 Laienbrüder. Die Laienmönche, die den Klosterbetrieb am Laufen hielten, wurden aufgrund ihrer grauen Kutten Graubrüder genannt, während man die anderen wegen ihrer hellen Umhänge als Weißmönche bezeichnete.
Die Wasserver- und -entsorgung des Klosters erfolgte durch die Salzach, ein Flüsschen, das unterirdisch unter dem Klostergelände verlief. Es setzte die Klostermühle in Gang und speiste schließlich die Fischteiche außerhalb der heute noch erhaltenen Wehrmauer.

Im Zuge der Reformation fiel das Areal an die württembergischen Herzöge, die hier ein Jagdschloss und weitere Verwaltungsgebäude erbauen ließen. Die letzten 60 Mönche mussten schließlich 1530 Maulbronn verlassen. Das Kloster wurden nun zu einer Schu-le umfunktioniert, die auf ein Theologiestudium in Tübingen vorbereitete. Heute ist diese Klosterschule ein altsprachliches Gymnasium mit Internat mit den Klassenstufen 9-12.

Der sich anschließende Kloster-Rundgang beginnt im Paradies, der Vorhalle zur Kloster-kirche. Das Hauptportal zur Klosterkirche ist die älteste Holztür Deutschlands. Der Zugang zur Kirche führt durch einen Seiteneingang über den Kreuzgang zur Kirche.
Anhand der Fenster erläutert die Führerin, wie der Bau des Kreuzganges in der Romanik begann und bis weit in die Gotik dauerte. Erstaunt vernahmen die Eislinger, dass die Fenster zum Innenhof des Kreuzganges einst bunt verglast waren. Diese bunten Gläser wurden nicht etwa zerstört, sondern entfernt. Sie sind bis heute verschollen.

Die Klosterkirche - heute die evangelische Stadtkirche Maulbronns - zeigt ein typisches Merkmal der Zisterzienser: Sie trägt nur einen Dachreiter, keinen Kirchturm.

Das dreischiffige Gotteshaus zeigt ein Netzgewölbe. Hier versammelten sich die Laien-mönche. Der hohe Lettner zum Chor hat nur eine kleine Öffnung nach oben, sodass die Laienbrüder die Gebete und Gesänge der weißen Mönche mithören und mitsingen konnten. 7mal am Tag versammelten sich die Mönche im Chor zu gemeinsamen Gebetszeiten und um die Messe zu lesen bzw. zu singen - auf Latein und im eichenen Chorgestühl stehend.

Der Hochaltar mit den Reliefbildern stammt noch aus der Ursprungszeit. An der Wand kann man heute noch dass Stifterbild betrachten. Zum Schluss wies unsere Führerin auf einen kleinen, seitlichen Ausgang zwischen Chorgestühl und Altarraum hin: Die schmale Todespforte, die einzige Tür die von Mönchen und Laienbrüdern gleichermaßen benutzt wurde und die auf den damaligen Friedhof führte, der aber heute nicht mehr vorhanden ist.

Der Lebensbereich der arbeitenden Klosterbewohner war streng getrennt von dem der geistlichen Brüder. So gab es dereinst eine Mauer, die den kirchlichen und den weltlichen Bereich des Klosters voneinander abtrennte. Der Verlauf kann an einer rötlichen Vertiefung im Hof noch nachvollzogen werden.
Aber auch an der unterschiedlichen Ausgestaltung der Refektorien (Speisesäle) ist dies zu erkennen. Der einfacher ausgestaltete Raum für die vielen Laienbrüder wird heute aufgrund seiner guten Akustik für Konzerte genutzt. Im Speisesaal der Herren steht die bekannte Weinsäule. Es gab kein Fleisch - im Kloster wurde. Auf dem Speiseplan stand im Kloster kein Fleisch, vielmehr wurde Getreidebrei mit Gemüse und Obst gegessen oder auch Weinsuppe, die sauer war und mit Honig etwas gesüßt wurde. Auch während des Essens durfte nicht gesprochen werden, allerdings wurde eine Stunde aus der Ordensregel vorgelesen.
Für die aufmerksamen Zuhörer war kaum vorstellbar, dass bei den Zisterziensern nur das Notwendigste gesprochen werden durfte. Nur im Parlatorium, dem Sprechsaal, durfte eine Stunde am Tag miteinander gesprochen werden. Dieses hatte zum Kreuzgang hin offene Fenster, sodass Außenstehenden mit hören konnten. Ansonsten verständigten sich die Brüder mit einer eigenen Zeichensprache.

Nun erreichte die Gruppe das berühmte Brunnenhaus mit dem dreiteiligen Brunnen, der ursprünglich nur über eine Schale verfügte, wie die Klosterführerin zu berichten wusste. Auch die Gründungssage mit dem Maulesel erzählte die Führerin.

Mit Dank und viel Beifall wurde die Führerin verabschiedet. Noch ganz beeindruckt von dem gehörten stiegen die Ausflügler wieder in den Bus und fuhren über das Remstal zum Vespern nach Baltmannsweiler. Das Vorbestellte mundete allen und etwas später als geplant wurde Eislingen erreicht. So ging mit dem Tag auch ein eindrucksvoller Ausflug zu ende, der wegen Bauarbeiten im Gemeindehaus in diesem Jahr vorgezogen wurde.

Schon jetzt möchten wir alle Seniorinnen und Senioren herzlich eingeladen zum traditionellen Sommerfest am Donnerstag, 16. September und hoffen auf ein zahlreiches Wiedersehen … und das das Gemeindehaus dann mit neuem Interieur zur Verfügung steht.