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Eislinger Musik-Reflexionen „An der Donau“

Konzert am Sonntag, 1. Juni 2014, in der Christuskirche Eislingen

03.6.2014 - Christuskirche

 

Immer wieder war das fließende oder ruhige Wasser für Menschen mit magischer Anziehungskraft verbunden, so auch für Dichter und Komponisten, z.B. Johann Wolfgang Goethe oder Georg Friedrich Händel. Zweifellos ist es der längste Strom Europas, die Donau, wert, dass sich am vergangenen Sonntag in der Eislinger Christuskirche die drei Künstler Horst Allgaier (Orgel), Dizzy Krisch (Vibraphon) und Dieter Schumacher (Perkussion) mit dem Thema „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“ intensiv beschäftigten. Der Hausherr der Christuskirche, Pfarrer Frieder Dehlinger, führte in seiner Begrüßung zum Thema hin.
Unschwer konnte man in der von Horst Allgaier, Titutalorganist der Tübinger Stiftskirche, meisterlich gespielten d-moll Toccata und Fuge (BWV 565) von Johann Sebastian Bach das Unstete der Wasser erkennen und dabei erfühlen, wie seelisch verwandt Musik und Wasser sind.
Dizzy Krisch (geb. 1954) gab als Ausführender in virtuoser Art die Antwort im ersten der von ihm komponierten Stücke „Réponse“ auf seinem Instrument, dem Vibraphon, ehe dann alle drei Musiker in D. Krisch’s „Abysalle“ sich mit den Abgründen des Wasser beschäftigten. So sollte ein konstanter tiefer Ton symbolisieren, dass ein Strom, in unserem Falle die Donau, eine konstante Entwicklung durchmacht, aber auch immer wieder für die Seele des Menschen überraschend gut, aber manchmal auch ein Schrecken sein kann (z.B. bei Überschwemmungen). „Über den Wassern“ schwebten Vibraphon und Perkussion mit immer wieder unterschiedlichen Klanginstallationen, meisterlich-virtuos dargeboten von Dizzy Krisch und Dieter Schumacher.
Dass sich der Mensch vorkommt, wie in einer „ewigen Kirche“ zu sein, könnte vermutlich die von Horst Allgaier präsentierte Komposition „.Apparition de l’Eglise eternelle“ darstellen. Als fundierter Kenner von Messiaens Orgelwerken interpretierte der Künstler in sehr ausdrucksvoller Spielart diese in harten, dissonanten Clustern (Tontrauben) dahin schreitenden Abläufe. Beeindruckend war wiederum Dizzy Krisch’s Komposition „Martins chapel“, wobei „Martin“ Symbol für jedweden Mann oder Knaben sein könnte, der sich mit seinen unterschiedlichsten Seelenzuständen an oder in einer Kapelle an der Donau befinden kann. Dieses beeindruckende Stück zelebrierten dann auch alle drei Musiker aufs Beste. Das Zusammenspiel der Orgel mit den kontrastierenden Instrumenten Perkussion und Vibraphon war verblüffend und berührend.
Der französische Spätromantiker Louis Vierne (1879-1937) freilich dachte nicht an den längsten Strom Europas, als er seine beiden Stücke „Prélude“ und „Cortège“ (Prozession) aus opus 31 für Orgel komponierte. In fein abgestuften Klangfarben trug der Künstler Horst Allgaier in größter Könnerschaft diese beiden sehr gegensätzlichen Tondichtungen Viernes vor.
Als vorletzten Programmpunkt drückten Orgel, Vibraphon und Perkussion mit der Komposition „Forest“ zunächst aus, dass die Donau von unzähligen Wäldern gesäumt wird, da sie mit ihrem Wasser das lebensspendende Element ist. Das Zwitschern der Vögel des Waldes fügte sich in die Klangfigurationen der anderen Instrumente wunderbar ein. Dass sich der Seelenzustand „Freude über die himmlisch-kosmische Gabe des Wassers“ bestens in tänzerischen-fröhlichen Tonabläufen darstellen lässt, drückte Dizzy Krisch’s „Tanz der Ufer“ für Vibraphon und Perkussion in lebendiger Weise aus, wozu auch Dieter Schumacher mit meisterlich gespielten Perkussionsklangelementen beitrug.
Den krönenden Abschluss des Konzertes bildete die eher selten gehörte „Toccata“ in G-Dur des französischen Romantikers Théodore Dubois (1837-1924), virtuos und gefühlvoll vom Tübinger Titularorganisten vorgetragen und interpretiert, wobei man hier eher an die Rhône oder die Seine denken konnte, die französischen Schwestern der Donau.
Ein beeindruckendes musikalisches Erlebnis wurde mit lang anhaltendem Beifall bedacht, bevor sich noch ein reger Gedankenaustausch mit den Künstlern anschloss.
Eckhart Naumann

Dieter Schumacher, Horst Allgaier und Dizzy Krisch

Horst Schuhmacher und Dizzy Krisch in Aktion