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DRUCKANSICHT

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Fronleichnam ein „Fest des Zeigens“

Impressionen von der Eislinger Prozession

19.6.2014 - Felix Müller - Kath. Dekanat GP-GS

 

Manchmal gelingt es besser, etwas Schwieriges zu verdeutlichen, indem man mit dem Zeigefinger (auf) etwas zeigt: Man zeigt aber auch dem Anderen, wie etwas geht. Kinder lernen, indem sie nachahmen, was sie gesehen haben. Auch Vertrauen kann entstehen, wenn etwas gezeigt wird. Was bisher verborgen oder privat war, wird auf einmal offenbar. Etwas zeigen bedeutet, etwas von sich mitzuteilen oder preiszugeben. So wird Nähe zu anderen Menschen, wird Gemeinschaft mit ihnen möglich.
Eine Show zur Unterhaltung ist, wörtlich übersetzt, ein „Zeigen'. Das gilt auch für eine Demonstration, die eine politische Überzeugung zum Ausdruck bringt. Denn das lateinische Wort demonstrare bedeutet ebenfalls „zeigen'. Dabei geht es nicht einfach nur um Information. Wer demonstriert, möchte verändern, die Wirklichkeit gestalten. Mitunter hat „Zeigen“ auch die Bedeutung von „Beweisen'. So finden sich unter einem mathematischen Beweis die Worte quod erat demonstrandum, was zu zeigen, also zu beweisen, war. In diesem Zusammenhang ist das Zeigen auf etwas Wahres bezogen: Was gezeigt wird, ist die Wahrheit, dass etwas tatsächlich so ist
Nicht selten zeigt man sich selbst. Damit ist mehr gemeint als nur die bloße eigene Anwesenheit. Denn sich zu zeigen, setzt im eigentlichen, im tiefsten Sinne Ehrlichkeit voraus. So zu erscheinen, wie man wirklich ist, sich nicht verstellen, nichts vormachen: Hier, das bin ich, ganz unverstellt, ohne falschen Anschein.
Fronleichnam ist ein „Fest des Zeigens“. Die Gläubigen zeigen sich selbst, indem sie den Innenraum der Kirche verlassen und sich auf einen Weg nach draußen, zu den anderen, in die Schöpfung machen. In der Prozession bekennen sie öffentlich ihren Glauben. Sie zeigen, was in seinem Zentrum steht: die Begegnung mit Christus, seine Gegenwart, sein Sich-Zeigen in der Welt.

Bilder: Hans-Ulrich Weidmann