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Himmlisches und Irdisches verbinden – Ein Tag mit Hildegard von Bingen

Gottesdienst, workshop und Konzert in der Christuskirche

25.10.2014 - Christuskirche

 

Unter diesem Titel stand der „Hildegard-Sonntag“ in der Christuskirche Eislingen, der mit einem Gottesdienst begann, bei dem das „Ensemble Cosmedin“ die musikalische Gestaltung übernommen hatte. Ein äußerst motiviertes Team hatte sich um Pfarrer Frieder Dehlinger zusammengefunden, um diesen Gottesdienst und das nachfolgende Zusammensein in und um das Gemeindehaus vorzubereiten. Und auch das fast hochsommerlich schöne Sonntagswetter begleitete die Aktionen mit strahlendem Sonnenschein. Die Einstimmung auf den Workshop im Anschluss an den Gottesdienst und das Konzert am Abend war ausgezeichnet gelungen.

Geistliche Musik, aber auch Texte aus einer längst vergangenen Zeit, in der die berühmte Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) wirkte, bildete den Rahmen für das abendliche Konzert, einem Ereignis der ganz anderen Art. Mit den beiden Künstlern des „Ensemble Cosmedin“ Stephanie Haas (Gesang, Rezitation und Perkussion) sowie Christoph Haas (Langhalslaute, Streichpsalter, Glocken, Rahmentrommeln und Perkussion) waren international ausgewiesene Musiker in Eislingen zu Gast, die dem aufmerksam lauschenden Publikum die geistig-geistliche Tiefe dieser ungekünstelten, jedoch kunstvollen Musik auf ihre Weise darzubringen versuchten. So wurde in Musiktiteln wie „Hodie aperuit“ (zu deutsch: „Heute hat sich die Pforte geöffnet, die verschlossen war“) oder „O quam pretiosa“ (zu deutsch: „O, wie kostbar ist da Geheimnis, aus dem Gottes Sohn hervortrat“) die glückliche Verbindung zwischen Hildegard’s Texten und ihrer Musik erlebbar.

Überhaupt war es eine gute Geste der beiden Künstler, dass zu den acht von Stephanie Haas mit warmer, ausgewogener Stimm- und Tonentwicklung dargebotenen überwiegend lateinischen Texten die deutschen Texte auf einem Beiblatt dem eigentlichen Programm zugefügt wurden. So konnte die Zuhörerschaft wahrlich im mittelalterlichen Melodienfluss die Bandbreite der seelischen Regungen in wundervollen Tonfolgen mitspüren und –hören oder, wie es in einer elsässischen Zeitung trefflich beschrieben war: „Eine sanfte und leuchtende Musik voller Leben“ genießen. Selbstverständlich ist das einstimmige Singen im Mittelalter sehr dominant gewesen, jedoch gesellten sich nach und nach Begleitelemente (z. B. Bordunquinten) zu den Gesangsabläufen dazu. So war es nur allzu verständlich, dass der Künstler Christoph Haas mit seinen – oben aufgezählten – Instrumenten auf’s Einfühlsamste seine Gesangs-Partnerin begleitete, z.B. bei „Laus trinitatis“ (zu deutsch: „Das Lob der Dreifaltigkeit“). Neben den bereits genannten Instrumenten sei auch noch das „Schofar - Widderhorn“ zu erwähnen, das bei dem hebräisch von Stephanie Haas vorgetragenen Psalm 150 die gesungenen Worte eindrucksvoll umrahmte.
Es möge an dieser Stelle aus dem Programm zitiert werden, dass „frühe Musik hier authentisch klingt und zugleich überraschend neu“. Diesem Credo (wenngleich in umgekehrter Reihenfolge) folgten auch die Kompositionen von Christoph Haas, die er überzeugend und tief bewegend gestaltete, z.B. „Itinera“ mit Schellenrahmen-trommeln und „Mirjam I“ mit Rahmentrommeln und Glöckchen.
Die Zielsetzung der beiden Künstlerpersönlichkeiten S. und Ch. Haas war es, in der Eislinger Christuskirche die Botschaft der Hildegard von Bingen in tiefsinnigem Text gepaart mit differenzierten Gesangsabläufen den Menschen unserer Zeit zugänglich zu machen. Die Zuhörerschaft applaudierte dankend den Künstlern und durfte sich an der Zugabe, einem hervorragend dargebotenen „Halleluja“ zum Abschluss des Konzerts erfreuen.

Eckhart Naumann

INFO:
Am Buß- und Bettag, 19.11.2014, 19 Uhr, wird ein Kirchenkonzert-Gottesdienst in der Christuskirche gefeiert, der von den Ensembles des Erich-Kästner-Gymnasiums unter dem Motto „Kulturelle und religiöse Vielfalt“ mitgestaltet wird. Liturgie: Pfarrer Frieder Dehlinger.


Stephanie und Christoph Haas beim Tanz

"Hildegard"-Köstlichkeiten wurden angeboten

Ein Teil des Teams - ganz im Stil des Mittelalters

Die Langhalstlaute - eines der schönen alten Instrumente