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„Christen und Muslime im Gespräch“

Dr. Wolfgang Rödl sprach im Kolpingheim Eislingen

03.11.2014 - Kolpingsfamilie Eislingen G. Frank/K-H Hild

 

Dr. Wolfgang Rödl vom Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg arbeitet in der Abteilung „Interreligiöser Dialog“ und hat damit engen Kontakt zu islamischen Gemeinden und deren Leiter.
Zu Beginn seines Vortrags stellte Rödl fest, dass die Terrororganisation „Islamischer Staat“ nicht der Islam ist, und dass sich die Imame als Vertreter des Islam in Deutschland und weltweit von der IS distanzieren und sie als unislamisch, barbarisch und Menschen verachtend verurteilen. Allerdings sind sie gegen die Verbrecher in Ägypten, Syrien und im Irak so machtlos wie andere Betroffene auch.
Da der Islam hierzulande mit gut 4 Millionen Gläubigen, nach den beiden großen Volkskirchen, die drittgrößte religiöse Gruppe ist, bleibt nur die Möglichkeit mit ihnen zusammen zu arbeiten, wofür es schon viele Ansätze gibt.
„Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) erklärt in „Dignitatis humanae“ dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat., und in „Nostra aetate“ „In unserer Zeit, da sich die Menschheit von Tag zu Tag enger zusammenschließt…,erwägt die Kirche… in welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Kirchen steht… Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“
1986 besuchte Papst Johannes Paul II als erster Papst eine Synagoge. Er bezeichnete die Juden als „unsere älteren Brüder“. Im gleichen Jahr lud er die Führer aller Religionen zum Friedensgebet nach Assisi ein. Im Jahr 2000 war er an der Klagemauer und ein Jahr später in der Umayyaden-Moschee in Damaskus. Rödel erinnerte auch daran, dass es Zeiten gab, in denen der Islam toleranter war als das Christentum. Es folgte ein „Geschichtsunterricht“ und Erklärungen zur Entwicklung des Islam.
In heutiger Zeit wird leider fast nur wahrgenommen was die fanatischen Islamisten unter dem Deckmantel des Glaubens anrichten und ihre Macht immer weiter ausbauen. Dabei rückt in den Hintergrund, dass die große Mehrheit der islamischen Menschen in Frieden und Freiheit leben wollen. Von islamischer Seite wird nach unserem Empfinden zu wenig gegen radikale Gruppen unternommen, was auch daran liegt, dass es im Islam keine Hierarchie wie in den christlichen Kirchen gibt und kein Oberhaupt das angesprochen werden kann.
Als Fazit des Abends wurde klar, dass ein friedliches Miteinander nur gelingen kann, wenn wir miteinander reden und uns damit besser verstehen können.


Dr. Wolfgang Rödl