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“So geht Integration – damals wie heute”

26.11.2014 - CDU, Sebastian Szonn

 

Mit teils sehr persönlichen Schilderungen berührte die gebürtige Ostpreußin Vera Pallas die Zuhörer im vollbesetzten Lesezimmer der Stadtbücherei im Eislinger Schloß.

Wie kann Zusammenleben gelingen? Dies ist eine der Hauptfragen im Integrationsprozeß. Im Rahmen der von der Stadt Eislingen ausgerufenen Wochen der Vielfalt berichtete die Vorsitzende der Kreisfrauengruppe der Landsmannschaft der Ostpreußen auf Einladung des CDU Stadtverbandes Eislingen über die durch das Unrecht der Vertreibung verlorene Heimat im deutschen Osten, über Flucht und Ankunft im Westen Deutschlands.

Gerade das Beispiel der Integration Vertriebener könnte Vorbild heutiger Prozeße sein, so der Eislinger CDU Vorsitzende Raisch zur Begrüßung. “Was heute wie selbstverständlich erscheint, war ein für beide Seiten langwieriger und schmerzhafter Prozeß.”
Auch wenn die Ostpreußen genauso Deutsche sind wie Schwaben, Schlesier und Sachsen und sich Vera Pallas ärgert, daß dies immer öfter vergessen werde.
Es gab Sprachbarrieren und unterschiedliche Bräuche, man mußte das Wenige teilen und mit gegenseitigen Ressentiments kämpfen. 'Ich landete im tiefsten Bayern, verstand kein Wort und war als einziges evangelisches Kind ziemlich isoliert inmitten von lauter Katholiken', erinnert sich Vera Pallas an den schwierigen Start im Westen der Republik. Und das alles ohne Eltern.

Die Angehörigen unterschiedlicher deutscher Stämme mußten sich aneinander gewöhnen und aufeinander einlassen. Doch man packte gemeinsam an, auch dies wurde an diesem Nachmittag im Eislinger Schloß deutlich. Es entstanden Nachbarschaften, Freundschaften und Partnerschaften. Heute gibt es kaum eine Familie, kaum einen Freundeskreis ohne Wurzeln im deutschen Osten. 'Das alles wäre aber nicht gelungen, wenn die eine Seite nur gesagt hätte, die Vertriebenen gehören zu uns und sind eine Bereicherung und die anderen sich nur beklagt hätten sobald etwas nicht nach ihrem Willen ging', betonte Raisch.

Heute gibt Vera Pallas Handwerkskunst aus dem deutschen Osten an nachfolgende Generationen in Kursen und im Schulunterricht weiter. Die Handarbeiten sind ein Stück manifest gewordene Geschichte, auch und gerade von Wanderungsbewegungen in früheren Zeiten. Preußen als offenes und tolerantes Land bot vielen Flüchtlingen Zuflucht. Vor allem Lutheraner aus Österreich, Frankreich und Holland fanden in Ostpreußen eine neue Heimat. Dies spiegelt sich noch heute in der Vielfältigkeit ostpreußischer Produkte wider. Vera Pallas zeigte eine breite Auswahl ihrer liebevoll gestalteten Arbeiten und erklärte interessierten Besucherinnen Technik und Hintergrund der kleinen und größeren Kunstwerke.

Auf dieses Beispiel gelungener Integration und echter kultureller Bereicherung stießen die Besucher mit einem original Pillkaller an. Man könnte es als eine Art ostpreußischen Tequilla beschreiben, denn der Wacholderschnaps wird mit einer Scheibe Leberwurst und einem Klacks Senf gekippt. Daneben gab es noch Marzipankartoffeln und weiteres Gebäck, das seine Ursprünge im “Land der dunklen Wälder hat”. Wer es lieber herzhaft mochte, der konnte bei Leber- und Grützwurst zugreifen. Hergestellt von der örtlichen Metzgerei Weingärtner nach ostpreußischen Rezepten. Dort gibt es in regelmäßigen Abständen ostpreußische Wurstprodukte,.

Abschließend dankte der Eislinger CDU Vorsitzende der Stadt Eislingen für die Veranstaltungsreihe sowie die Art und Weise das Thema anzupacken. “Durch die Einbindung der Vereine und Parteien kam wirkliche Vielfalt zustande.” Andere Städte könnten sich daran ein Beispiel nehmen.