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Verzaubernde Harfenklänge

Konzert am Abend des dritten Advent in der Christuskirche

15.12.2016 - Christuskirche

 

Gleich zwei Konzertharfen gaben sich am dritten Advent n der Eislinger Christuskirche ein Stelldichein:
Zu Gast waren die Harfenistinnen Eva Maria Bredl und Flora Babette Kick, die ihre Zuhörerschaft als „Duo Cordaliante“ mit Zauberbann belegten. Die zu Gehör gebrachten Musikkompositionen waren einerseits Originalwerke aus der Klassik-Epoche (Jean Baptiste Cardon 1760-1803) und aus der Romantik (Franz Poenitz 1850-1913). Andererseits erklangen Bearbeitungen berühmter Werke, z.B. „Die Moldau“ von Bedrich Smetana (1824-1884).
Gleich nach der Begrüßung durch Vikar Seule ging es „tänzerisch-folkloristisch“ zur Sache durch zwei „Danzas Españoles“ (Nr. 2 „Orientale“ und Nr.5 „Andaluza“) von Enrique Granados (1867-1916), wobei die „orientalischen“ Klangabläufe eher nachdenklich-ruhig wirkten, andererseits sich die „andalusischen“ Klänge durch verschiedene Tempi und differenzierte Dynamik entpuppten. Granados galt seinerzeit als Erneuerer der spanischen Musik. Seine Lieder und Klavierwerke wurden häufig für Gitarre umgeschrieben. In glücklicher Weise haben sich die Künstlerinnen Bredl und Kick für eine Bearbeitung für zwei Harfen entschlossen, einer gelungenen Symbiose aus Klavier und Gitarre.
Jean Baptiste Cardon wirkte am kaiserlichen Hof von Sankt Petersburg als erster Harfenist. Von ihm erklang ein Duett mit den Sätzen Allegretto und Menuetto.
Es folgte „Die Moldau“- ein zentrales Tongemälde, das Smetana aus Liebe zu seinem Vaterland komponiert hat und das allermeistens in der Orchesterfassung zu hören ist - überzeugte jedoch auch im breiten Klangspektrum der beiden Harfen vom anfänglichen Teil in der Moll-Tonart bis hin zur finalen Dur-Tonart, alles bearbeitet von Erich Schubert.
Einen feinen Programmpunkt stellte auch die „Spukhafte Gavotte“ von Franz Poenitz dar, die der Komponist zu einem Gedicht von Heinrich Heine geschrieben hatte (rezitiert von Eva Maria Bredl).Gavotte bedeutet jedoch hier, in der spätromantischen Epoche, beileibe nicht eine Tanz-Komposition in barockem Sinne. Formal und tonartlich zeigte sich eine Erweiterung in beeindruckender Weise: eingangs in der Moll-Tonart (auch hie und da belebte Tonleiter-Einwürfe), die sich in der Schlussphase wiederholte und sich im Mittelteil als ein ruhig dahinfließendes Klanggemälde in der Dur-Tonart offenbarte.
In vorzüglich abgestimmtem musikalischen Miteinander (auf ihren klangvollen Harfen, erbaut von Viktor Salvi aus Piasco bei Mailand) brachten die Künstlerinnen ein vierteiliges Werk „La Ragazza“ („Das Mädchen“) des 1941 in Belfort geborenen Bernard Andrès zu Gehör. In der Komposition drückt Andrès ein musikalisches Portrait eines Mädchens aus, welches voll pubertierender Stimmungsschwankungen ist: manchmal träge, dann wieder begeistert, überschäumend, geheimnisvoll und sehr romantisch. All dieses ist in höchst differenzierten Tonmalereien ausgedrückt, denen die beiden Künstlerinnen bestens Rechnung trugen: abwechslungsreiche Klangdarstellungen.
Als Zugabe musizierten die nun schon seit vier Jahren zusammen auftretenden Künstlerinnen das bekannte „Granada“ von Isaac Albéniz. Auch hier stellte das Künstlerduo die subtilen musikalischen Abläufe hervorragend dar, so dass sich der Zuhörer nach Spanien versetzt fühlte.
Gebührender Beifall und ein Blumenstrauß waren der Lohn für die beiden Künstlerinnen am Ende eines farbenreichen und stimmungsvollen Konzertabends.

Eckhart Naumann

Flora Babette Kick und Eva Maria Bredl (Foto: "Snpshts"