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DRUCKANSICHT

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Der Kleine Blaupfeil - Quellen und kleine Bäche sind sein Revier

Beginn der Umsetzung der Pflegemaßnahmen am Streichenbach ab dem 10. Januar 2011

04.1.2011 - Stadt Eislingen PSE (Pressestelle)

 

Die EnBW Regional AG unterstützt den Eislinger Bestand
Der Kleine Blaupfeil
Bläuliche Augen und ein wunderbar blauer Hinterleib, das ist das auffälligste – und namengebende – Merkmal der männlichen Kleinen Blaupfeile. Die jungen Mädels glänzen dagegen mit einem leuchtend gelbbraunen Körper. Wenn sie älter werden, wechselt ihre Farbe ins dunkel-olivbraune. Ansonsten ist Orthetrum coerulescens mit nur gut vier Zentimetern Körperlänge eine ziemlich kleine so genannte Großlibelle. Die Männchen zeichnen sich durch Ortstreue aus: Tagelang sitzen sie oft an ein und derselben Stelle an ihrem Wohngewässer, fliegen dann und wann auf Beutezug – und halten vor allem nach paarungswilligen Weibchen Ausschau. Die Damen machen sich allerdings recht rar, sie kommen erst ans Gewässer, wenn sie paarungsbereit sind. Dann geht alles recht fix: Das Paarungsrad dauert nur kurz, nach wenigen Minuten kommt dann nach dem Vergnügen die Eiablage. Dabei bewacht das Männchen das Eier legende Weibchen – es könnten sich ja unerlaubter Weise andere Männer der Auserwählten unsittlich nähern und damit den eigenen Paarungserfolg gefährden.


Der Kleine Blaupfeil in Eislingen
Der Kleine Blaupfeil hat sich in einem rund 300 Meter breiten Streifen östlich des Heimtunnels angesiedelt. Dort war im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen infolge der Bauarbeiten zur B10-Ortsumfah¬rung 2006 an die Südseite der Fahrbahn angrenzend ein Biotop entstanden, das der Kleine Blaupfeil als Lebensumfeld schätzt. Er benötigt offene und besonnte Wiesenbäche, Gräben und moorige Quel¬len. Diese Idealbedingungen, die anfangs noch vorhanden waren und den Kleinen Blaupfeil auf Eislinger Gemarkung heimisch werden ließen, sind nun durch den zunehmenden Bewuchs und die damit verbundene Beschattung gefährdet.

Dieses Vorkommen am Nordrand der Schwäbischen Alb ist von besonderer Bedeutung, da es den einzigen aktuellen Nachweis der Art im gesamten Neckar-Tauberland und der Schwäbische Alb dar¬stellt. Die nächsten bodenständigen Vorkommen liegen in der Oberrheinebene und im südlichen Alpenvorland. Maßnahmen zur Erhaltung dieses interessanten Vorkommens sind deshalb sehr wichtig.


Wie können wir dieser Art helfen?
Moorige Quellen bevorzugt am Hang, manchmal auch Entwässerungsgräben, aber auch schmale, langsam fließende Wiesenbäche: so sieht das ideale Revier der Wärme liebenden Kleinen Blaupfeile aus. Dichter Bewuchs mit Wasserpflanzen und ein feinkörniger Gewässergrund sagen dabei den Lar¬ven besonders zu. An Wiesenbächen sollten Brachlandstreifen den Lebensraum aufwerten, außer¬dem sollten die Bäche im Zuge von Pflegemaßnahmen nur abschnittsweise entkrautet und ausge¬räumt werden.

Diese Libellenart wurde aufgrund ihrer Gefährdung in das Artenschutzprogramm des Landes Baden-Württemberg aufgenommen. Hierbei werden lokale Populationen gezielt gefördert.

Die Art benötigt offene und besonnte Wiesenbäche, Gräben und moorige Quellen. Die Gefährdung im Streichenbach besteht vor allem durch das starke Wachstum des Rohrkolbens und kurz- bis mittelfristig durch Aufkommen von Bachgehölzen (Erlen), die in großer Zahl im Zusammenhang mit dem als Ausgleichsmaßnahme für den Neubau der B 10 neu gestalteten Lauf des Streichenbachs gepflanzt wurden.

Ein Pflege- und Entwicklungsplan wurde zwischenzeitlich durch Herrn Michael Nowak und Herrn Wolfgang Lissak von der NABU Schutzgemeinschaft Libellen ausgearbeitet und im September 2010 der AG Umwelt der Stadt Eislingen/Fils vorgestellt. Folgende Maßnahmen wurden empfohlen:


Maßnahme 1: Punktuelle Reduzierung des Rohrkolben-Röhrichts zur Schaffung von mehreren (ca. 5) offener, besonnter Stellen am Bachufer (á 6 – 8 m²). Herausziehen oder Schnitt der Pflanzen im Spätsommer / Herbst. Abräumen des Schnittgutes.

Bereits im Herbst 2009 wurden daher die stark wachsenden Rohrkolben in ei¬ner ge¬meinsamen Aktion der NABU-Ortsgruppe Süßen und Umgebung, des BUND Orts¬gruppe Eislingen, der Unteren Naturschutzbehörde sowie der Stadt Eislingen ge¬rodet.

Maßnahme 2: Erlenbestand komplett auf Stock setzen. Nach Erstpflege regelmäßigen Schnitt durch¬führen im 3 – max. 5 jährigen Turnus bzw. nach Bedarf. Schnittgut entsorgen. Durch-führung im Zeitraum Okt.- Febr..
Die übrigen Bäume, Büsche und Stauden bleiben erhalten und können sich künftig kräftiger entwickeln.

Maßnahme 3: Staudensaum 1 x Pflegemahd im Herbst (Sept. / Okt.); wenn möglich 2 Teilflächen alternierend mähen. Mähgut von Fläche abräumen.

Maßnahme 4: Gehölzpflanzung reduzieren, insb. Herausnahme der gepflanzten Bäume (evtl. Ver¬pflanzen).

Maßnahme 5: Pflegeschnitte nach Bedarf bei Aufkommen von Gehölzen. Fläche soll gehölzfrei blei¬ben.

Maßnahme 6: Anlage einer Benjes-Hecke aus Schnittgut zur Abgrenzung der Fläche zum südlich verlaufenden Weg hin. Evtl. Initialpflanzung mit Dornsträuchern (Hundsrose, u. a.).


Umsetzen des Pflege- und Entwicklungsplans
Die AG Umwelt der Stadt Eislingen empfahl das kurzfristige Umsetzen des Pflege- und Entwicklungs¬plans, so dass Angebote eingeholt werden konnten. Beauftragt wird mit dem Umsetzen die gemein¬nützige SAB Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH, die schwer vermittelbare Ar-beitslose, Langzeitarbeitslose, jugendliche Arbeitslose und Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten in ein arbeitstherapeutisches Beschäftigungsverhältnis aufnimmt um deren Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern.

Die SAB wird voraussichtlich ab dem 10. Januar 2011 mit den Arbeiten beginnen. Die entnommenen Erlen werden übergangsweise auf der Freifläche südlich des Streichenbachs gelagert und vor Beginn der Vegetationszeit abgeführt und der Wärmeerzeugung zugeführt.


Finanzierung
Die EnBW Regional AG unterstützt das Projekt großzügig mit Finanzmitteln. Durch dieses Sponsoring wird neben dem Kleinen Blaupfeil, der als stark gefährdet eingestuft wird, auch die soziale Arbeit der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH gefördert.

'Wir freuen uns, dass es mit unserer Unterstützung möglich ist, dem kleinen Blaupfeil in Eislingen eine Heimat zu schaffen.“ So Harald Zimmermann, der Kommunalberater der EnBW.

Die Restmittel werden von der Stadt Eislingen/Fils aus dem Etat für Naturschutzmaßnahmen finanziert.


Hier gibt es weitere Informationen zu diesem Artikel:

Eislingens jüngster Migrant: Der kleine Blaupfeil 17.9.2010

Foto Christian Fischer, http://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Blaupfeil

.Hier werden dei Pflegemaßnahmen durchgeführt