zurück zur TITELSEITE   

DRUCKANSICHT

www.eislingen-online.de

 

Bewegende Abendmusik zum Ewigkeitssonntag

Julia Hanke und Klaus Rothaupt musizierten in der Christuskirche

27.11.2015 - Christuskirche

 

In der Eislinger Christuskirche fand traditionell eine „Abendmusik zum Ewigkeitssonntag“ statt, vermischt mit meditativen Texten – vorgetragen von Pfarrer Frieder Dehlinger. Er erinnerte an das Christuslicht, obwohl die Trauer auf Erden immer wieder groß ist.

Schon in weihnachtlichem Vorgriff musizierte der bei uns bestens bekannte Kirchenmusikdirektor Klaus Rothaupt zu Beginn das „Gloria in excelsis“ des spätromantischen Komponisten Max Reger (aus „Orgelstücke“ opus 59) auf’s Vielfältigste auf der spätromantischen Link-Mühleisen-Orgel.
Gleich anschließend präsentierte sich Julia Hanke als kompetente Violinsolistin in der „Romanze“ G-Dur, ausgezeichnet und einfühlsam begleitet von Klaus Rothaupt.

Nach herzlichen Grüßen an die beiden Künstler des Abends und anschließenden meditativen Worten zu Johann Sebastian Bach’s Leben von Frieder Dehlinger trug KMD Klaus Rothaupt den in strenger Manier komponierten „Contrapunctus 1“ (BWV 1080/1) aus der „Die Kunst der Fuge“ und ergänzend dazu die „Fuge d-moll“ (BWV 538) in großer Könnerschaft vor.

„Aus Gott werden wir geboren, Gottes Liebe will jeden Tag durch uns zur Welt kommen“. Mit diesen Worten umschrieb Pfarrer Dehlinger die durch die Künstlerin Julia Hanke in sehr differenzierter Weise vorgetragene „Chaconne in d-moll“. Julia Hanke zeigte in sehr abwechslungsreicher Weise die großartige Vielfalt dieses einzigartigen Bach’schen Werkes (BWV 1004), komponiert zum Gedenken an seine verstorbene erste Frau Maria Barbara. Die Chaconne ist das einzige Variationenwerk in Bachs Violin-Solo-Musik. Das mehrstimmig polyphone Spiel fordert Höchstleistung vom Interpreten, so auch von Julia Hanke, die dieses grandiose Werk mit Bravour meisterte.

Klaus Rothaupt erinnerte an die Vergänglichkeit menschlichen Lebens durch die beiden Orgelsolovorträge von Johannes Brahms – dem deutschen Hochromantiker – „O Welt, ich muss dich lassen“ aus seinen „Choralvorspielen“, sowie Johann Sebastian Bach’s letzte vollendete Komposition „Wenn wir in höchsten Nöten sein“.

Nach einem meditativen Gebet, gemeinsamen Vaterunser mit anschließendem Segen für die nachdenkliche Zuhörergemeinde musizierten Julia Hanke und Klaus Rothaupt in feinfühliger Abstimmung die charakterlich liedhafte und melodiöse „Canzone“ des 1946 gestorbenen Heinrich Kaminski, der – laut Musikwissenschaftler Friedrich Blume - noch vom Schaffen Max Regers beeinflusst war. Eben diese „Canzone“ komponierte Kaminski vor dem tragischen Hintergrund der tödlichen Maschinerie des ersten Weltkrieges im Jahre 1917. Dabei konnten die Zuhörer natürlich sowohl in der Komposition als auch im klanglichen Miteinander der beiden Musizierenden den klagenden und ausdrucksvollen Charakter wahrnehmen, den beide Künstler in ein enges musikalisches Geflecht umsetzten. Man denke nur an Franz Liszt’s „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ oder Kaminskis Motetten-Vertonung des 130. Psalms „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“, angesichts von Todesbedrohungen unserer Zeit.

Anstelle eines abschließenden Applauses läuteten zum meditativen Ausklang die Glocken der Christuskirche.

Eckhart Naumann

Klaus Rothaupt an der Orgel der Christuskirche

Julia Hanke, eine virtuose Violinistin