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Fahnenaktion am Rathaus

Eislingerinnen und Eislinger stoßen auf 100 Jahre Frauenwahlrecht an

11.11.2018 - Heide Kottmann

 

In Eislingen wehte vom 9.-12.November 2018 vor dem Rathaus in Eislingen eine besondere Fahne, die auf eine revolutionäre Neuerung hinweist, die vor 100 Jahren stattfand.

Auf eine Initiative der eislinger frauen aktion (efa) trafen sich am Samstag, 10. November Frauen und Männer vor dem Rathausplatz, um auf diese revolutionäre Neuerung anzustoßen.

Ingrid Held von der efa begrüßte die Anwesenden und freute sich, dass diese spontane Aktion so viele Frauen und Männer von unterschiedlichen Organisationen und Parteien angesprochen hat.

Sie bemerkte, dass es vor 100 Jahren turbulent zuging.
Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann die Republik aus, am 12. November wurde das Frauenwahlrecht proklamiert und schon am 30. November 1918 umgesetzt.
Dabei ging es nicht nur um Macht, sondern um Teilhabe. „Wir wollen die Hälfte der Macht und die Hälfte der Teilhabe an politischen Prozessen“.

Die Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der CDU Nicole Razavi fand es eine „tolle Idee“ dieses bemerkenswerte Datum so zu feiern.

Sie wies auf einige Vorkämpferinnen hin, zum Beispiel:
Marianne Weber wurde 1919 als Abgeordnete in den Landtag der Republik Baden gewählt. In der ersten Sitzung des Landtages sagte sie: „Sie werden es merken, wir Frauen können alles, was ein Mann auch kann“.

Bertha Benz unternahm im August 1888 die legendäre 106 km lange Fahrt von Mannheim nach Pforzheim. Diese Aktion trug wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der potentiellen Kunden gegen das Fahrzeug zu zerstreuen und ermöglichte in der Folge den wirtschaftlichen Erfolg der Firma ihres Mannes.

Margarete Steiff war eine erfolgreiche Unternehmerin in einer Zeit, in der es Frauen verwehrt wurde, eine Firma zu leiten, Kredite aufzunehmen und überhaupt ohne die Zustimmung eines Ehemanns, Vaters oder Bruders zu arbeiten.

Peter Ritz, SPD-Stadt- und Kreisrat wies darauf hin, dass es ohne den deutschen sozialistischen Politiker August Bebel keine Frauenbewegung im 20. Jahrhundert gegeben hätte. August Bebel war Mitbegründer der SPD (1896) und Führer der Arbeiterbewegung.

Ulrike Haas, eine „Grüne“ Stadt- und Kreisrätin, dankte den SPD-Politikerinnen der damaligen Zeit für ihren Einsatz. Als Beispiel nannte sie Clara Zetkin, (1857-1933). Clara Zetkin setzte sich als erste Frau für Arbeiter- und Frauenrechte ein. So kam es zu einer internationalen Frauenbewegung, die sich bis heute gehalten hat. Jedes Jahr wird auch in Eislingen der Internationale Frauentag am 08. März gefeiert.

Es kamen auch aktuelle Themen zur Sprache. So wurde von Ulla Schöffel, Kreisfrauenrat, die längst überfällige Reform des Landtagswahlrechts angesprochen. „Seit 100 Jahren dürfen Frauen wählen und gewählt werden, dennoch sind Frauen in deutschen Landtagen bis heute stark unterrepräsentiert. Die rote Laterne hat Baden-Württemberg mit nur 24,5% Frauen im Landtag“.

Die Vorsitzende der eislinger frauen aktion Gönül Neuen verabschiedete die Damen und Herren mit einem Appell: „Ich möchte heute alle Frauen ermutigen, sich für die Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 aufstellen zu lassen. „Wir sind die Hälfte der Bevölkerung und das muss sich auch in den Parlamenten widerspiegeln“, so ihre abschließenden Worte.