zurück zur TITELSEITE   

DRUCKANSICHT

www.eislingen-online.de

 

München: Orgeln - Biergärten - Theater

'Orgelreise' der Christuskirche Eislingen

29.7.2019 - Christuskirche

 

Zur zehnten Orgelreise machte sich eine zwölfköpfige Gruppe von Eislingen aus auf den Weg, um Orgeln in München und im ehemaligen Kloster Fürstenfeld zu erkunden. Auf dem Programm standen sieben sehr unterschiedliche Instrumente, mit einer Ausnahme alle aus dem 20. Jahrhundert. So vielfältig und imposant wie die Architektur der Kirchen sind auch die Orgeln.

Den Auftakt machte die barocke St. Michaelskirche, wo im 19. Jahrhundert der berühmte Komponist Josef Rheinberger wirkte, dessen Frau damals ein Schwellwerk nach seinen Plänen stiftete. Rheinbergers Orgel wurde mit der Kirche im Krieg zerstört. Das jetzige Instrument stammt von 1983 und wurde 2011 wieder durch das “Rheinberger-Schwellwerk” auf 75 Register erweitert.

Zweite Station war die Ev. Erlöserkirche in Schwabing, die 1901 im Jugendstil erbaut wurde. Sie ist farbig ausgemalt und enthält eine Fülle Kunstwerke aus der Bauzeit. Der Architekt Theodor Fischer wollte eine Kirche schaffen, in der man sich wohlfühlt. Die Kirche besitzt zwei 3-manualige Orgeln. Die Orgel von 1901, umgebaut 1938, war marode geworden. Deshalb wurde 1990 eine neue Orgel gebaut. Die Jugendstil-Orgel wurde 2014 wieder saniert und nun steht für jeden Stil das passende Instrument zur Verfügung.

Die Herz-Jesu-Kirche ist ein faszinierendes modernes Bauwerk, ein gläserner Kubus voll Licht und Offenheit. Die 14 Meter hohe Fassade kann wie ein riesiges Tor geöffnet werden. Sie besteht aus unzähligen blauen Glastäfelchen, die mit einer “Nagelschrift” ähnlich einer antiken Keilschrift beschrieben sind und Passagen aus dem Johannes-Evangelium wiedergeben. Das Hauptwerk der 60-Register-Orgel orientiert sich an Gottfried Silbermann, das Schwellwerk dagegen an dem der Orgel des berühmten Komponisten Olivier Messiaen. Eine Besonderheit sind die Röhrenglocken.

Die Frauenkirche ist die Kathedrale des Erzbistums München und Freising. Das monumentale Bauwerk hat eine ebenso monumentale Orgel. Die Hauptorgel umfasst 95 Register. Dazu kommt noch eine Chororgel, die vom Hauptspieltisch aus gespielt werden kann. Die größte Pfeife misst 9 Meter,die kleinste hat eine Frequenz von 12.000 Hertz, (klingende Länge weniger als 1 cm),für ältere Menschen nicht mehr hörbar.

Am Sonntag fuhren wir nach Fürstenfeldbruck. In der heiteren, in warmen Farben ausgemalten Barockkirche erlebten wir einen Gottesdienst mit einer Messe für Chor und Orchester. Die Orgel mit ihren 27 Registern wurde 1737 von Joseph Fux erbaut, der ein originelles “Firmenschild” in Intarsienarbeit angebracht hat: Ein Fuchs versucht eine Gans zu fangen. Die Orgel ist eine typische Süddeutsche Barockorgel und ist außerordentlich klangschön.

Abends dann ein ganz anderer Kunstgenuss. “Diese Nacht - oder nie” so der Titel der Boulevard-Komödie im “Bayrischen Hof”. Anscheinend müssen auch moderne junge Menschen allerhand Irrwege gehen, bis sie die wahre Liebe finden.

St. Matthäus ist die Bischofskirche der evangelischen Landeskirche. Der 1953 im Stil der Nachkriegs-Moderne errichtete Bau wirkt heute düster und starr. Die Orgel entstand gleichzeitig und war anfangs konzipiert für Barockmusik und die damalige Neue Musik. Inzwischen wurde sie in mehreren Bauabschnitten verändert, um auch Musik anderer Stile auf ihr spielen zu können. Wir hörten sie mit zwei Vertonungen der Marseillaise. Johann Strauß hat das Thema in seinen Walzer “Paris” eingebaut.

Die Lukaskirche von 1896 ist die größte evangelische Kirche Münchens. Dort wird gerade eine große Innenrenovierung geplant, nach deren Abschluss die Orgel von 1932 (klassifiziert als Instrument von nationaler Bedeutung) ihren spätromantischen Klang wieder zurückerhalten soll, der bei einem Umbau 1967 verloren ging. In einem ersten Schritt entstand der neue Orgelspieltisch, der am 16. Juni 2019 im Hauptgottesdienst eingeweiht und erstmals bespielt wurde. Er wurde von der Orgelbaufirma Karl Schuke aus Berlin zusammen mit der Firma Ludwig Eisenschmid GmbH gebaut. Die bayerische Firma aus Andechs gehört zu den namhaften Firmen in diesem Bereich. Ihre Spieltische stehen unter anderem in der Elbphilharmonie Hamburg oder im Herkulessaal der Münchner Residenz. Kantor Tobias Frank zeigte und erklärte den neuen Spieltisch, ein ganz besonderes Erlebnis.

Doch München hat noch sehr viel mehr zu bieten als nur Orgeln. So lud Schloss Nymphenburg im Westen Münchens zum Schlendern zwischen zwei Orgelbesichtigungen ein. Zusammen mit dem Schlosspark Nymphenburg und den kleinen Parkburgen bildet die Anlage eine imposante Einheit. Es zählt zu den großen Königsschlössern Europas und ist heute eine vielbesuchte Sehenswürdigkeit. Seine Spannweite übertrifft mit 632 Metern (Nord-Süd-Achse) selbst Schloss Versailles. Über das Schlossrondell hinweg ist es dem herannahenden Besucher möglich, es nahezu über die gesamte Länge zu betrachten.

Bei einem morgendlichen Spaziergang wurde das historische Zentrum Münchens einschließlich des exquisiten Feinkostgeschäfts Alois Dallmayr und des Viktualienmarkts erkundet. Die Münchner Biergärten gehören zum bayrischen Kulturerbe und sind ein Muss. Kurz: Es waren erfüllte und erlebnisreiche vier Tage in guter Gemeinschaft.

Dank an Ingrid Sing für die perfekte Organisation der Reise. Dank an Professor Klemens Schnorr, der die Kontakte zu den Organisten herstellte und Dank an Uli Lauterbach, dessen exzellente Ortskenntnisse uns sicher mit U-Bahn und Tram zu den jeweiligen Zielen brachten und der uns in zünftige Biergärten führte.

(Walter Blum)

Die Orgelreisegruppe vor der Herz-Jesu-Kirche in München

Die Fux-Orgel in Fürstenfeldbruck ein wunderschönes historisches Instrument

Orgelspieltisch in der Münchner Frauenkirche (ein wahres Cockpit)

Prof. Klemens Schnorr und KMD Michael Grill in der Erlöserkirche in München

Ein futuristischer Orgelspieltisch in der Matthäus-Kirche

Der brandneue Orgelspieltisch in St. Lukas, treulich bewacht