zurück zur TITELSEITE   

DRUCKANSICHT

www.eislingen-online.de

 

„meine blaue teekanne bleibt mir treu“

Der iranische Dichter SAID ist gestorben

18.5.2021 - redaktion pr

 

Wie jetzt bekannt wurde, ist der iranische Dichter SAID am 15. Mai an einem Herzinfarkt gestorben; er wurde 73 Jahre alt.

SAID war ein Künstlername, er bedeutet ‚der Glückliche, diente seinem Träger aber eigentlich viele Jahre als Schutz vor Nachstellungen der iranischen Geheimpolizei, auch in Deutschland. Denn der Schriftsteller aus Teheran hatte harte Jahre zu bestehen: Er hat sein Land zwei Mal verlassen müssen: Weder Schah Mohammed Reza Pahlevi noch, nach dessen Sturz 1979, die Regierungen ab Ajatollah Chomeini erlaubten dem engagierten Demokraten, in Iran zu leben. Der einstige Student in München mußte deshalb nach einer kurzen Zeit in Teheran, direkt nach dem Ende des Schahs, wieder dorthin fliehen und lebte bis zu seinem Tod in der Stadt. SAID hat sich auch in und für Deutschland eingebracht, er war zum Beispiel von 2000 bis 2002 Präsident des PEN-Zentrums Deutschland. Neben dem Kampf für geistige Freiheit war die Liebe sein wichtigstes Thema in den zahlreichen Gedichten, die er seit langem auf Deutsch schrieb. U.a. wurde er für sein Werk mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet.

Auf einer Stele des Eislinger Poetenwegs findet sich vor der Lutherkirche sein Gedicht über eine „blaue Teekanne“, ein bewegender, lakonischer Text über die Situation des Menschen im Exil:

meine blaue teekanne
verrichtet ihren dienst
in den städten ohne eigenes licht
sie betrachtet
in ihrer zerbrechlichen würde
die dinge bei ihrem stillen gebet
bis sie fallen
meine blaue teekanne bleibt mir treu
den teeblättern und dem wasser

SAID, der sein Leben ganz der Dichtung verschrieben hat, schätzte den Eislinger Poetenweg sehr. An dessen Initiatorin und Kuratorin Tina Stroheker schrieb er 2011: „die poesie braucht einen weg, der poetenweg wagt es.“

Said "Meine blaue Teekanne bleibt mir treu" bei der Lutherkirche Foto: Paul Kottmann