zurück zur TITELSEITE   

DRUCKANSICHT

www.eislingen-online.de

 

Geistliche Abendmusik in der Christuskirche Eislingen am Sonntag, 20.11.2022

Wort und Musik mit Immanuel Nau und Marko Heese

28.11.2022 - Christuskirche

 

„Herr, bleibe bei uns“
Am „Toten oder Ewigkeitssonntag“ fand in der Eislinger Christuskirche - schon in guter Tradition - eine geistliche Abendmusik statt. Kirchengemeinderätin Ingrid Sing begrüßte den Organisten der hiesigen Lutherkirche, Marko Heese, sowie Dekan i.R. Immanuel Johannes Andreas Nau.
Heese brachte neben einer anfänglichen Orgelimprovisation über die bekannte Melodie „Herr, bleibe bei uns“, deren Text im Kanon oft und gern gesungen wird, Orgelwerke eher unbekannter Komponisten zu Gehör. So z.B. von Sir A. Herbert Brewer (1865-1928) „Eventide“ (Abendzeit) und Sigfrid Karg-Elert`s (1877-1933) „Kyrie eleison“ (Herr, erbarme dich), aus den „Cathedral Windows“ opus 106. Als Antwort sang die Abendmusik-Gemeinde dann zwei Strophen aus „Bleib bei mir Herr, der Abend bricht herein“ im Text von Theodor Werner aus dem Jahr 1952, gekoppelt mit der Melodie von Henry Monk, geboren 1823 in Brompton bei London. Zu finden sind Text und Melodie im Evangelischen Gesangbuch unter Nr. 488.
Herzensberührende geistliche Texte verlas Dekan i.R. Immanuel Nau gewissermaßen als vier „Gedanken“ in thematischen Abschnitten theologisch-seelsorgerlich gut durchdacht:
1. „Der Abend des Tages“
2. „Der Abend des Lebens“
3. „Die Bitte um Gottes Gnade“ sowie
4. „Das Geschenk des ewigen Lebens“
Sehr passend kam zwischen dem zweiten und dritten Gedanken das von Marko Heese bestens ausgewählte und dann auch zart registrierte „Sorgarstef“ (Trauergedicht) als Orgel-Solo zu Gehör.
Als beeindruckenden Orgelvortrag im Anschluss an den 3. Gedanken spielte Marko Heese auch Karg-Elert‘s sechsteiligen „Symphonischen Choral“ mit beachtlichem Können seiner Hörergemeinde vor. Dabei kostete Heese voll die vielfältige Klangpalette der spätromantischen Link-Mühleisen-Orgel aus. Jeweils mit passenden Worten und Sätzen zur Dichtung des evangelischen Theologen Josua Stegmann – er durchlitt die schrecklichen Nöte des 30jährigen Krieges – rezitierte Dekan i.R. Nau die sechs Strophen des vorher genannten Textdichters. Entsprechend charakterisierte Nau z.B. die zweite Variation als „Wert des Wortes“, als „Pastorale“ bzw..“Hirtenmelodie“, die Worte des Guten Hirtens darstellen sollte. In der fünften und dann auch sechsten Variation fasste Heese mit kräftigen Klängen den Gedanken des Kampfes der himmlischen Heerscharen gegen die Mächte der Finsternis zusammen, wobei erstere laut und siegreich diese Hölle überwinden und die Macht und Stärke der Treue Gottes siegt.
Im Anschluss zum 4. Gedanken „“Das Geschenk des ewigen Lebens“ und in Verbindung zu theologischen Gedanken von Amos Comenicus (1592-1670), evangelischer Theologe und berühmter Pädagoge, trug Marko Heese zwei Stücke aus Petr Eben`s „Das Labyrinth der Welt“ in großer Könnerschaft spieltechnisch und klangfarbenhaft vor. Zum Einen in „Die Heimkehr zu Gott“ und zum Anderen im Stück „Epilog“, als eine Art tonreiche und klangvolle Schlussansprache. Dazu bildeten die von Immanuel Nau recht ausführlichen eigenen und Comenius-Texte aus „Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens“ mit Eben’s genannter Orgelliteratur eine harmonische Vollständigkeit hinsichtlich des „Toten- bzw. „Ewigkeitssonntag 2022.
Eckhart Naumann